Als ich ein Kind war,
sprach ich wie ein Kind,
ich fühlte mich wie ein Kind,
ich dachte wie ein Kind.

Und als ich Mann wurde,
wurde ich das Kindische los.

1. Korinther 13:11

 

Wenn man die sozialen, kulturellen und religiösen Veränderungen betrachtet, die sich in der heutigen Welt vollziehen, kann man feststellen, dass sich viele Dimensionen unseres Lebens in einer tiefen Sackgasse befinden. Sicherlich kann auch die Krise der männlichen Identität zu ihnen gezählt werden.

Richard Rohr hat dank seiner langjährigen Erfahrung in der Arbeit mit Männern, die Entwicklung und die Wahrheit über sich selbst suchen, ein stimmiges Bild des Weges der Reifung, der Suche nach Tiefe, des wahren Selbst und der Vision eines neuen Menschen geschaffen und entwickelt.

Dieses Programm wurde von einem tiefen Bedürfnis nach männlicher Initiation inspiriert. Die Initiation ist ein Ritual, dessen Funktion die spirituelle und emotionale Transformation ist, die sich oft körperlich manifestiert. Es geht darum, Männern, die authentische Weisheit wollen, zu helfen, von dem, was jungenhaft ist, zu dem, was männlich ist, zu gelangen. Eine solche Transformation geschieht nicht von alleine, sie muss bewusst im Gange sein – und meistens mit Hilfe eines reifen Leiters, der eine solche Transformation zuvor selbst erlebt hat.

Heutzutage ist der natürliche Prozess der Übertragung männlicher Energie vom Vater auf den Sohn leider oft aus verschiedenen Gründen unterbrochen worden. Viele Männer empfinden diese Tatsache als tiefe Wunde. Viele suchen keine Hilfe, sondern versuchen, selbst damit fertig zu werden. Oft bewusstlos, kompensieren sie die Auswirkungen dieser schmerzhaften Wunde mit destruktiven Verhaltensweisen – Süchten oder Gewalt.

Die Initiation als Ritual ist ein einmaliges Ereignis, aber auf der inneren Ebene ist sie ein kontinuierlicher Prozess. Männer können in diesem Prozess nicht allein sein.

Dank der Initiation nach Richard Rohr entdeckte ich diesen bereits ausgetretenen Weg in meinem Leben und beschloss, einen Schritt auf diese Männer zuzugehen. Heute müssen wir nicht mehr allein mit unseren Problemen kämpfen.

In meiner Arbeit, die ich den „Initiationsweg“ nenne, biete ich den Männern den Raum und das notwendige Wissen, um diesen Ruf in ihrem Leben aufzunehmen, sich auf den Weg der wahren Transformation in der Gemeinschaft der anderen Menschen zu begeben.

Später jedoch, im Wirbelsturm des Alltags, verblasste diese innere Stimme, obwohl ich von Zeit zu Zeit ein inneres „Kratzen“ spürte. Gerade in schwierigen Momenten hat es mich wissen lassen, dass es in meinem Leben nicht nur um Arbeit, Termine und Verantwortung geht. Meine Seele verlangte ständig, dass ich mich um sie kümmere. Diese innere Stimme unterdrückte ich jedoch immer noch gekonnt. Bis zu dem Moment, in dem das Maß zu viel war. Der Kelch der Bitterkeit kippte um. Es gab eine Krise in meinem Leben, ich verstand, dass ich so nicht weitermachen konnte. Ich kann und will nicht mehr nur ein Rädchen im Getriebe sein. Mein Körper und meine Psyche rebellierten. Es kam zu Depressionen, dann zur Therapie. Der Weg der Rückkehr, oder vielmehr die Suche nach mir selbst, begann. Mir wurde klar, dass andere Männer es wahrscheinlich auch haben. Woran liegt es, dass wir nebeneinander leben und keine Beziehungen haben? Wir sind einsame Wölfe, die von nirgendwo Hilfe bekommen. Die Statistiken über die psychische Gesundheit von Männern sind erschreckend.

Hier sind einige Fakten:

• Männer leben durchschnittlich sieben Jahre weniger als Frauen (acht Jahre in Polen);
• Nach einer Scheidung ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Männer das Leben nehmen, sechsmal höher als bei Frauen;
• Selbstmord ist die dritthäufigste Todesursache bei Männern zwischen 15 und 65 Jahren;
• 80 Prozent der Selbstmorde werden von Männern begangen.

Dies sind die wichtigsten. Hinzu kommt die Depression, die übrigens bei Männern oft ganz anders verläuft als bei Frauen und praktisch nicht wahrnehmbar ist. Bis vor kurzem ging man davon aus, dass Männer nicht an Depressionen leiden. Drogensucht, Alkoholismus, Gewalt. Männer leiden. Sie leiden allein. Sie sprechen nicht über ihre Probleme.

 

Ich begann, nach einer Lösung zu suchen. Nach der Lektüre von Robert Blys Buch „Eisernhans“ wusste ich bereits, was zu tun war: ich musste eine Männergruppe gründen. Diese Idee reifte jedoch über mehrere Jahre. Ich wusste bereits, wie wichtig es war, aber mir fehlte das praktische Wissen. Ich wollte kein Biertreffen haben, bei dem wir über Autos, Fußball und Politik reden.

Und wieder kam mir meine riesige Bibliothek zu Hilfe. Diesmal habe ich Richard Rohrs Buch „Die Identität eines Mannes“ in die Hände bekommen. Fünf Schritte der männlichen Initiation“. Es hatte schon lange im Regal gelegen, aber erst jetzt habe ich danach gegriffen. Bingo! Das war es! Es stellte sich heraus, dass dies genau das ist, wonach ich gesucht habe. Es gibt einen Mann, der die Prinzipien, die mir seit vielen Jahren so sehr am Herzen lagen, in die Praxis umsetzt!

Ich meldete mich sofort für eine männliche Initiation an, die im Frühjahr 2023 stattfand. Seitdem gibt es in meinem Leben nur noch ein „Vorher“ und ein „Nachher“. Das enorme Geschenk, das ich während der fünftägigen Initiationsriten erhalten habe, hat einen Weg begonnen, auf dem ich meine Erfahrungen mit anderen Männern teilen möchte.